Anlässlich ihres 30-jährigen Bühnenjubiläums führte Erich Fuchs von ORF Steiermark ein Exklusiv – Interview mit Schlager Ikone Andrea Berg und stellte es STORI zur Verfügung.
Erich Fuchs, ORF Steiermark: Hallo Andrea, wie geht es Dir?
Andrea Berg: Es ist sehr stressig. Jetzt vor so einer großen Eurovisions – Show gibt es von 11:00 – 23:30 täglich irgendwelche Proben. Das ist der Wahnsinn.
Fuchs: Es ist es für Dich in der Branche sicher eine große Wertschätzung. Denn wie Du schon sagtest – nicht jeder bekommt eine Eurovisions – Show.
Berg: Ja, das passt genau so zu 100 % zu mir, weil es einfach bei mir zu Hause mit den Fans und nicht so eine inszenierte Geschichte ist. Und ich habe einfach meine Freiräume in der Sendung. Ich kann mich bei „1000 Mal belogen“ einfach auf dem Klavier rekeln und all das machen, was ich tun will. Alles andere könnte ich auch nicht. Wenn Du mir zum Beispiel etwas in die Hand gibst, so und das ist jetzt der Ablaufplan und Sekunde um Sekunde sagst Du jetzt das und das – dabei würde so viel verloren gehen. Wir haben das mit dem Team so gemacht, dass es meine Show ist, samt den Duetten mit den Freunden, und das ich Giovanni Zarella an meiner Seite habe – das ist wie ein Familienfest.
Fuchs: Das ist ja ein großer Vorteil. Ich erinnere mich, bei 20 Jahre Andrea Berg hast Du durch die Show geführt – jetzt ist es Giovanni Zarella. Das ist wahrscheinlich auch leichter, weil man sich auf seine künstlerische Arbeit konzentrieren kann.
Andrea: Bei der 20 Jahre Show hatten wir dann ja auch Kai Pflaume und Florian Silbereisen dabei. Die haben sich das dann wie bei so einem Staffellauf übergeben. Aber das ist jetzt ganz anders, weil es im Freien im Stadion ist, wo die Atmosphäre durch die Fans ja schon eine ganz andere ist. Wie so eine Art Sommernachtsparty. Und wenn Du dann noch einen italienischen Vollblut – Entertainer mit dabei hast, dann ergänzt sich das total. Er kann natürlich Anmoderationen machen und Geschichten erzählen, anders als wenn ich meine eigenen Geschichten erzählen müsste. Das ist auch sehr angenehm für mich und gibt mir auch ein wenig Luft. Dann kann er mich mit einem Hit – Medley anmoderieren und ich kann mein Hit Medley singen. Ich mache alles live, denn bei Voll Playback muss man sich so konzentrieren und das geht mir gegen den Strich. Bei dieser Show kann ich mich sogar vorne hinstellen und kann die Leute singen lassen, weil einfach alles eins zu eins live ist. Auch meine Band ist dabei und wir können spontan reagieren, mal ein Dacapo oder einen Blödsinn machen und hinterher nehmen wir uns das Beste raus.
Erich: Das ist ja auch das Besondere. Nachdem zwei Tage aufgezeichnet wird, muss nicht gleich alles beim ersten Mal funktionieren, denn man hat ein gewisses Sicherheitsnetz.
Andrea: Ja, und man kann auch mal nach links und rechts ausbrechen. Weil, wenn man mich in ein Korsett sperrt oder schnürt, dann sieht man vielleicht nur ein Drittel, was bei den Moderationen oder Gesprächen emotional passiert. Mir kannst Du nicht einfach einen Text zum Auswendiglernen geben. Da machst Du ja ganz viel kaputt.
Erich: Ja, weil sonst wärst du ja eine Schauspielerin geworden.
Andrea: Richtig
Erich: Macht man sich vorher eine Liste, wen man sich zu so einem Jubiläum einlädt?
Andrea: Ja, ich hatte eine ganz lange Wunschliste und die meisten haben auch wirklich zugesagt. Und die, die nicht zugesagt haben, sind traurig, weil sie nicht kommen konnten. Jetzt haben wir den harten Kern mit DJ Ötzi, Semino Rossi, Beatrice Egli, Nik P., Kerstin Ott, DJ Bobo und Vanessa Mai. Mit Jonny Logan haben wir noch einen Song geschrieben. Das war so eine spannende Reise, bis wir alles zusammen hatten. Das ist einfach magisch.
Erich: An Deiner Seite, und ich habe das selbst erlebt, was das für ein feiner Mensch ist – DJ Bobo. Der hat bei Deinem Heimspiel die Choreografie übernommen, genauso wie jetzt beim 30-jährigen Jubiläum. Wirst Du jetzt das Tanzbein schwingen?
Andrea: Es gibt eine einzige einstudierte Choreografie. Ich bin auch nicht so die Tänzerin. Wenn ich tanze, dann tanze ich. Aber ich kann nicht 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, – das ist nicht meine Natur. Deshalb ist es auch, wenn ich mich spontan bewege, weil ich es fühle, viel authentischer. Aber die eine Choreografie ist inzwischen wirklich toll geworden.
Erich: Was ist das Wichtigste, wenn man sich 30 Jahre in diesem beinharten Geschäft hält?
Andrea: Also ich denke meine Mitte und die Menschen, die mich meine Mitte so leben lassen. Das fängt an mit Eugen Römer, der 20 Jahre an meiner Seite war und mich entdeckt hat. Und das ich Grenzen habe, aber das ich das, was ich in der Mitte kann, nämlich Emotionen transportieren, mit meiner Stimme und mit meinen Songs immer so ausleben durfte. Und das ganz selten jemand versucht hat, mich aus meiner Komfortzone herauszuholen und dann aber ganz schnell gemerkt hat, wenn Du sie laufen lässt, und sie wirklich authentisch ist, dann ist sie am besten. Und ich finde großartig, dass ich jetzt auch mit Rene (DJ Bobo) jemanden gefunden habe, der genau das herauskitzelt und das Beste aus mir herausholt, ohne mich zu überfordern.
Erich: Ab welchem Punkt in Deiner Karriere war es für Dich fix, dass Du von der Kunst leben kannst?
Andrea: 1992 ist mein erstes Album auf den Markt gekommen und 1998 wurde meine Tochter Lena geboren. Bis zum Mutterschutz und noch zweieinhalb Jahre darüber hinaus hatte ich immer noch die Möglichkeit, in den Beruf zurückzukehren. Das hat mir eine Grundsicherheit gegeben, wo ich nicht alles machen und Dinge nicht tun musste, die ich nicht gefühlt habe. Ich konnte mich auf meine Musik konzentrieren. Natürlich bin ich jeden Tag zur Arbeit gegangen. Diese Sicherheit war mir wichtiger als das Ausschlafen.
Erich: Was gibt es in den 30 Jahren für Erlebnisse oder Begegnungen, auf die du gerne verzichtet hättest?
Andrea: Fast gar nichts. Diese Liste hat für mich nicht viele Punkte. Wenn ich an den Feuerunfall denke – auch das war für mich und die Menschen, die dabei waren, ein prägender Moment und wir sind uns noch nähergekommen. Ich glaube, wie der Titel des neuen Albums „Ich würde es wieder tun.“ Denn auch die schmerzhaftesten Erlebnisse und Momente im Leben sind wichtig für unsere Entwicklung, und dafür, dass man sich bewusst wird, wo bin ich und wo stehe ich. Und wer sind die Menschen, die mit mir „durchs Feuer gehen“ – im wahrsten Sinne des Wortes.
Erich: Du bist auch ein sensibler Mensch. Braucht es auch eine harte Schale und nimmt diese im Laufe von 30 Jahren zu?
Andrea: Ich will sie nicht haben, ich will diese harte Schale nicht haben. Auch wenn man mir oftmals sagt, Du darfst nicht auf alle so mit offenen Armen zugehen – die Welt ist anders. Dieses Manipulieren liegt mir überhaupt nicht. Ich will mich hingeben und ich möchte mich zu erkennen geben. Weil irgendwann kommt der letzte Tag und ich möchte sagen können, ich war immer aufrichtig, ich habe eines auf die Fresse gekriegt – ja, ja – ich bin belogen worden und ich bin betrogen worden. Aber ich bin immer wieder hinausgegangen und habe gesagt, die Liebe ist das Einzige, was für mich zählt. Und ich werde immer lieben, egal wie oft ich auf die Schnauze falle.
Erich: Ich möchte in die Zukunft schauen. Hinblickend auf Dein 40-jähriges Jubiläum – „Mit 66 Jahren fängt das Leben an.“ Wird es dann ein Leben nach wie vor auf der Schlagerbühne sein“
Andrea: Unbedingt! Es war noch nie so intensiv wie jetzt, es war noch nie so schön wie jetzt – so losgelöst, so emotional. Ich habe eine riesengroße Freude und pure Energie und ich könnte mir vorstellen und bin mir ganz sicher, auch mit 66 Jahren noch richtig Gas zu geben.
Erich: das wünsche ich Dir. Lieben Dank für das Interview.
Vielen Dank an Erich Fuchs von ORF Steiermark, dass er uns dieses Interview zur Verfügung gestellt hat.
In Kooperation mit McDonald’s Leoben