Der Klagenfurter Ian Jules steht auf Provokation und Rampenlicht – vor allem aber darauf, unterschätzt zu werden.
Mir gefällt es, wenn die Menschen nach einem Gespräch mit mir, merken, dass ich nicht so dumm bin, wie sie denken.“
Ian Jules
Und so traf sich Kevin Geißler von STORI mit Ian Jules und ließ sich von ihm über sein außergewöhnliches Leben berichten und warum ihm die Arbeit in der Altenpflege so viel Freude bereit hatte.
„Schon als Kind hat sich herauskristallisiert, dass ich sehr gut mit älteren Menschen zurechtkomme, weil ich sehr viel von ihnen lernen kann. Schon in der Schule hatte ich keine Lust, mit Gleichaltrigen zusammen zu sein – es war immer schwierig. Von älteren Menschen konnte ich viel leichter einen Rat annehmen, weil sie ihr Leben schon gelebt und erlebt haben.
Man sagt immer, die Älteren sind nicht so tolerant. Ich kann das nicht behaupten, denn ich bekomme von den älteren Menschen viel mehr an Toleranz. Ich habe Tunnels, Nagellack und Tattoos. Das ist eigentlich für ältere Menschen extrem. Doch sie finden das immer cool und lustig.
Wenn aber ein Jugendlicher bei mir vorbei geht, zeigt er oftmals mit dem Finger auf mich oder schüttelt den Kopf. Natürlich nicht jeder. Aber aus meiner Sicht ist es einfach so, dass ich mit eben älteren Menschen besser kann und ich vergesse dabei das Ian Jules- Extreme. Bei ihnen hast Du Verantwortung und Du redest von ganz anderen Themen. Es geht nicht um Likes, Klicks usw. – das finde ich sehr beruhigend.
Deshalb war für mich mein Job in der Altenpflege Schule fürs Leben. Natürlich ist diese Aufgabe sehr anstrengend und fordernd. Aber es nichts anstrengend, wenn man es gerne macht. Und nicht nur in der Altenpflege, sondern auch im Zivildienst habe ich sehr viel gesehen. Ich war beim Patiententransport im Landesklinikum Klagenfurt. Dort haben ich Leute abgeholt, die mit dem Rettungshubschrauber ankamen. Dabei habe ich sehr viele schlimme Verletzungen gesehen. So habe ich im sozialen Bereich sehr viel dazugelernt.
Für mich stand schon als 15 – 16 Jähriger fest, dass ich nicht weiter in die Schule gehen möchte. Wenn mich etwas interessiert hat, lernte und verstand ich leicht, ansonsten nicht. Und in der Schule hat mich wenig interessiert. Sport, Englisch und Deutsch waren meine Lieblingsfächer.
Von meinem Elternhaus aus durfte ich mich viel ausprobieren und dafür war ich sehr dankbar. Ich hatte ursprünglich eine Lehre im Einzelhandel begonnen. Dabei habe ich bereits mit 16 Jahren bemerkt, dass es für mich kein Beruf ist, denn ich bis zur Pension ausüben möchte. Für mich wäre es ausreichend, etwa 30 Stunden in der Woche zu arbeiten, auch wenn ich dafür weniger verdienen würde. Aber ich hätte mehr Freizeit und könnte privat mehr ich sein.
Ich war bereits im Kindesalter so bunt wie jetzt, habe Nägel lackiert und Kleider angezogen. Als Kind weiß man nicht so, was ist männlich und was ist weiblich. In der Gesellschaft ist es so, dass Autos männlich und Puppen weiblich sind. Ich sehe das anders. Kinder wissen das ja nicht – sie haben noch keine Einflüsse von Schulen oder anderen Menschen. Je älter Du aber wirst, desto mehr wirst Du von Schule, Medien, Menschen usw. beeinflusst.
Dementsprechend war meine Schulzeit nicht so rosig. Doch ich habe durchgehalten und bin mir immer treu geblieben. Ich war beliebt, aber ich hatte sehr viele Schwierigkeiten mit Autoritätspersonen. Auch die Eltern meiner Mitschüler waren irritiert. Doch meine Eltern standen immer hinter mir. Als Kind bist Du am meisten Du selbst. Im Leben geht das dann oftmals verloren, weil man sich fügen muss.
Die Mitschüler haben mein Anderssein gut angenommen. Doch je älter sie wurden, besonders in der Pubertät, desto schwieriger wurde es mit den Jungs. Es war für sie schlecht, blöd und peinlich. Weil die Masse sagt, dass es peinlich ist, wenn z. B. ein Mann Nagellack trägt.
Wenn ich jetzt irgendwo hingehe, kann es schon sein, dass die Situation eskaliert. Entweder werde ich beschimpft oder um Fotos gebeten. Im letzten Jahr hat sich bei mir auch auf Social Media professionell sehr viel getan und die Menschen haben gecheckt, wie ich bin. Die negativen Reaktionen sind sehr viel aus Neid und Hass entstanden. Doch ich profitiere auch davon. Ich habe lernen müssen, dass gerade die Leute, die dich hassen, eigentlich Deine größten Fans sind. Ich akzeptiere die Meinung der Menschen, doch ich fühle mich auch wohl, wie ich bin.
Wenn man mein Auftreten sieht, können viele nicht glauben, dass ich ein Realist bin. Social Media ist sehr schnelllebig. Wenn es vielleicht morgen vorbei ist, kann ich aufgrund meiner guten Ausbildung wieder in meinen Beruf in der realen Welt zurückkehren, denn ich sehr gerne und mit sehr viel Herz ausgeübt habe. Oft setzen die Leute alles auf eine Karte und haben dann nichts mehr. Der sicherere Weg ist, eine gute Ausbildung zu haben. Für Luft und Liebe zu leben ist zwar sehr schön, zahlt aber nicht Deine Rechnungen.
Ich bin extrem ehrgeizig. Da hinzukommen, wo ich bin, war sehr schwierig. Ich habe am Tag bis zu 15 Stunden Handyzeit. Das wirkt sich natürlich auch psychisch aus. Daher gehe ich, wenn ich abschalten will, zu meinem Papa in den Garten. Wir hören Musik oder schauen Videos. Ich mache auch ab und zu Videos oder Tik Toks mit meinen Eltern. Mein Bruder ist komplett anders als ich und das komplette Gegenteil von mir. Meine Familie ist für mich alles.
Man kann mit seinem Denken den Menschen viel geben, aber auch viel nehmen. Kleidung ist für mich das Wichtigste. So kann ich mich ausdrücken. Und ich verletze niemanden damit. Auch mit meinem Regenbogenzahn errege ich Aufmerksamkeit. Ian Jules steht für mehr Toleranz und für „zu sich selber stehen“. Wenn ich an jemand glaube, dann bin ich es selber.
Ich habe ein Video mit Matakustix unter dem Titel Boom veröffentlicht. Es ging in Österreich auf Platz 1. Da wurde das letzte Abendmahl in pink gezeigt. Es ist Provokation mit Niveau gemacht. Man sollte nicht immer alles so ernst nehmen – auch in Social Media. Man sollte mehr darüber lachen. Auch ein neuer Song ist wieder geplant.
Man nennt mich den Justin Bieber aus Kärnten – weil niemand solche Emotionen bei Fantreffen auslösen konnte, wie ich. Künstlerisch will ich oben mitspielen. Das ist meine Sicht der Dinge von mir selbst. Ich bin eigentlich Musiker, aber in der Zeit der Pandemie, habe ich viel Social Media gemacht. Wenn Du 1 Million Follower hast, kannst Du als Influenzer viel verdienen. Früher waren die Angriffe auf Social Media viel extremer. Aber jetzt bei Millionen Klicks bekomme ich das nicht mehr so mit. Vorbilder in Punkto Popularität sind für mich Andreas Gabalier, Freddy Mercury oder Stefan Raab ( er war nicht in allem der Beste, aber er konnte alles). Mir ist meine Zeit zu schade, Kommentare von Menschen zu lesen, deren Meinung mir nicht wichtig ist. Sicher gab es auch emotionale Achterbahnen. Wichtig ist, dass man nicht süchtig nach etwas ist. Und das muss nicht nur Drogen oder Alkohol betreffen, sondern es können auch alltägliche Dinge sein.
Aber ich verstehe die Menschen auch. Wenn sie ausgehen möchten, wollen sie ihre Ruhe haben. Das ist aber nicht möglich, wenn ich dabei bin. Ich habe lernen müssen, wer die richtigen Freunde sind. Und deshalb – was sich Ian Jules wünscht, ist einen echten Freund. Denn habe ich leider nicht. Ich bin zwar glücklich, weil meine Familie hinter mir steht, aber ich habe keinen richtigen Freund, der einmal fragt: „Wie geht es Dir?“.
Ian Jules möchte folgende Worte an die Leserinnen und Leser von STORI weitergeben:
„Es ist ganz wichtig, immer zu sich zu stehen. Wenn Du niemandem schadest mit Deinem Tun, egal, was du machst – mit Deinem Hobby, mit Deiner Arbeit – wenn Du keinem schadest, mach das immer weiter. Glaub an Dich, egal, ob Du etwas gut oder schlecht kannst. Ehrgeiz und Durchhaltevermögen bringen Dich weiter als Du denkst.“
Ian Jules
Die Grundlage für Erfolg ist auch Fitness und Gesundheit. Deshalb hier ein gesundes Rezept für einen Smoothie von Ian Jules:
Zutaten:
1/2 Zitrone, 1/2 Mango, 1 Kiwi, 1 Banane, 80 g Ananas, 90 g Himbeeren, 140 g Erdbeeren, 180 g Heidelbeeren, 1 EL griechischer Joghurt
Zubereitung:
Zuerst eine Zitrone auspressen. Danach die Mango schälen und das Fruchtfleisch vom Kern schneiden. Nun Kiwi, Banane und Ananas schälen. Die Himbeeren, Erdbeeren und Heidelbeeren waschen und gut abtropfen lassen. Jetzt geht es daran, alles schichtweise in ein Glas zu füllen.
Schicht 1
80 g Heidelbeeren, 80 g Erdbeeren und 2 TL Zitronensaft in einem Mixer pürieren und zu gleichen Teilen auf beide Gläser aufteilen.
Schicht 2
100 g Heidelbeeren, 1/2 Banane und 1 TL Zitronensaft pürieren und zu gleichen Teilen auf Schicht 1 geben.
Schicht 3
Kiwi, 1/2 Banane und 1 TL Zitronensaft pürieren und zu gleichen Teilen auf Schicht 2 geben.
Schicht 4
80 g Ananas pürieren und zu gleichen Teilen auf Schicht 3 geben.
Schicht 5
Mango mit 1 TL Zitronensaft pürieren und zu gleichen Teilen auf Schicht 4 geben.
Schicht 6
60 g Himbeeren mit 1 EL griechischem Joghurt pürieren und zu gleichen Teilen auf Schicht 5 geben.
Schicht 7
60 g Erdbeeren, 30 g Himbeeren und 1 TL Zitronensaft pürieren und als letzte Schicht zu gleichen Teilen oben drauf geben.
In Kooperation mit McDonald’s Leoben