Die Lesungen stehen für den Menschen Hubert Achleitner. Er ist ein nachdenklicher, eigenwilliger, kluger Kopf, der sagt, was er denkt. Ob das gefällt oder nicht? Das ist nicht sein Problem.
Auf einmal erzählt der 6 fache Amadeus Music Award Preisträger und Weltmusiker in seiner ruhigen und unaufgeregten Art voller mildem Humor über sich und die Welt. Etwa von dem 7000-Einwohner Ort Goisern in einem Talkessel in den Bergen, wo er aufgewachsen ist. Als angepasstes und braves Kind. “Es gab da sieben Blaskapellen und drei Chöre, überall um mich herum war Musik, es war kein Wunder, dass ich Musiker geworden bin.” Seine Familie ist dagegen. Musik ist ein Hobby und nichts, womit man Geld verdient. Alle versuchen ihm die Flausen auszutreiben, Eltern, Tante, seine Frau. Er müsse es nochmal versuchen mit seinem Traum, erklärte er seiner Frau. “Ich könnte sonst im Alter nicht in den Spiegel schauen.”
Drei Monate später war Achleitner geschieden. Seine Frau hatte das mit den großen Träumen in die Realität umzusetzen offenbar anders beurteilt. Geld war in dieser Zeit nicht gerade im Überfluß vorhanden. Aber wenn du für etwas brennst, dann brauchst du nichts anderes als diese Sache und ein bisschen Essen”, erzählt Hubert Achleitner. Der Wille sei fast wichtiger als das Talent. “Viele, die besser waren als ich haben es nicht geschafft. Meistens, weil sie nicht den Willen hatten, alles dafür aufzugeben.”
Die Lesung bringt auch den Autor zum Erscheinen. Mit tiefer Stimme verleiht er seinem Text Gewicht In seinem Roman „flüchtig“, der mehrere Wochen auf Platz eins der österreichischen Bestsellerliste stand, geht es um Maria, eine Frau, die abends aus dem Haus geht und einfach nicht mehr wiederkommt. Ihren Mann lässt sie allein. Seit Monaten hat er, mit dem sie fast 30 Jahre verheiratet ist, nichts mehr von ihr gehört. Sie hat ihren Job gekündigt, sein Auto mitgenommen. Doch was passiert mit ihrer Ehe, ihrer Liebe, ihrem gemeinsamen Leben.
Ihr Mann versucht sie zu finden und die Geschichte gerät in Bewegung. Sie liefert für Achleitner den Rahmen, um ganz verschiedene Geschichten an sehr unterschiedlichen Orten zu erzählen. Er tut das mit schroffen, klaren Sätzen, die in ihrer Einfachheit poetische Kraft gewinnen. Vor allem, weil sie Gehalt haben. Ein wunderbarer Abend und ein Buch, das man wohl tatsächlich in Ruhe und allein zuhause lesen muss. Das Buch hat ihm seinen Rang als Musiker abgelaufen.
Erst im März will Achleitner unter seinem Künstlernamen, den er von seinem Geburtsort Bad Goisern ableitet, wieder mit Musik auf Tour gehen: 100 Konzerte seien 2022 geplant. Sich bis dahin noch einmal von allem abkapseln, um einen zweiten Roman zu schreiben, könne er sich trotz des Erfolgs für seinen Erstling nicht vorstellen. “Ich habe mir jetzt bewiesen, dass ich’s kann.” Jetzt will er erst einmal sein Album „Zeiten und Zeichen“ vorstellen, das im Corona-Lockdown 2020 erschienen ist. “Ich kann mich nicht selbst auf der Pannenspur überholen.”
In Kooperation mit McDonald’s Leoben