Kürzlich feierte Franz Posch mit einer TV – Sendung aus Innsbruck 35 Jahre „Mei liabste Weis“. Was vor 35 Jahren im Absamer Gasthof Bogner begann, wurde die beliebteste Präsentation echter heimischer Volksmusik, gemeinsam mit der Pflege der österreichischen Lebensart und des Brauchtums. Dabei zog es Franz Posch meist dorthin, wo die Volksmusik kultiviert wird und eigentlich ihren Platz findet – ins Wirtshaus.
Gemeinsam wird gesungen und gespielt – und das ohne Playback, sondern ausschließlich live. Doch das musikalische Interesse von Franz Posch, der erst Musiklehrer in einem Gymnasium und danach Professor auf dem Konservatorium war, geht weit über die Volksmusik hinaus. Was es damit auf sich hat, was ihm wichtig ist, über einen ganz speziellen Wunsch, den er noch hat und vieles weitere mehr erzählt er uns in diesem Exklusiv – Interview, welches er uns im Zuge seiner Jubiläumssendung gegeben hat.
STORI: 1988 gab es die erste Sendung der „Liabsten Weis“, jetzt haben wir 2023. Was glaubst Du, macht den langjährigen Erfolg der Sendung aus?
Franz Posch: Ich glaube, da gibt es mehrere Parameter, die dafür in Frage kommen. In erster Linie die wunderschöne Volksmusik und die wunderschöne Landschaft, die wir bei jeder Sendung präsentieren. Dann kommt dazu, dass es bei uns einfach menschelt, weil alles ehrlich produziert wird. Es gibt kein Playback, denn es wird wirklich live produziert. Dazu kommt noch die Interaktion mit dem Publikum durch das Wunschkonzert und die Telefonate. Und dann glaube ich, dass jetzt die Zeit günstig dafür ist – für die Volksmusik und die Volkskultur. Vor allem, dass sich die Menschen jetzt mehr auf die Tradition besinnen. Ich kann mich erinnern, vor 20 – 25 Jahren hätte man ein junges Mädchen nicht dazu gebracht, ein Dirndl oder einen jungen Buben eine Lederhose anzuziehen. Heute tragen sie das gerne und gehen so aufs Oktoberfest. Das ist für mich der Indikator, dass sie eine ganz andere Einstellung haben.
In einer Sendung live zu spielen und musikalische Wünsche äußern zu können – wer hatte die Idee dazu?
Da waren wir zu Dritt. Peter Moser, der Blasmusikchef bei ORF Radio Tirol, Heinz Sessner, Regisseur und Kameramann ORF Tirol, und ich. Wir wollten einmal eine Sendung probieren, wo man live spielt. Und zwar im Wirtshaus, dort wo die Volksmusik hingehört, so wie die Oper ins Opernhaus und der Jazz in den Jazzkeller. Das haben wir uns vorgenommen, im Januar 1988 tatsächlich umgesetzt und es hat funktioniert.
Du warst Lehrer am Gymnasium und danach Professor auf dem Konservatorium. Was war Dir besonders wichtig, Deinen Schüler*innen beizubringen?
Ganz, ganz wichtig war mir ihnen beizubringen: Ehrlichkeit und Gerechtigkeit zu pflegen und auszuüben, und dass die Schule nicht nur zur Vermittlung von Fachwissen da ist. Es zeigte sich immer wieder bei Schikursen oder Ausflügen, wo ich dabei war, dass zu einem guten Menschen mehr dazugehört, wie nur Fachwissen. Mir war es ein Anliegen, Herzensbildung zu betreiben.
Was ist es, was Dich an Deiner Liebe zur Musik so fasziniert?
Wenn ich eine schöne Musik höre, bekomme ich Gänsehaut. Und wenn ich sie selbst spiele, geht es mir auch so. Und was ich oft mache: ich gehe in den Keller, da habe ich einen Haufen Instrumente. Ich nehme ein Instrument in die Hand, und in weniger als einer Minute bin ich in einer anderen Welt.
Du spielst Volksmusik, hast auf dem Frequency Festival gespielt, spielst Dixieland und Klassik – du bist sozusagen ein Grenzgänger zwischen den Genres. Was ist das Interessante daran?
Da möchte ich mich folgendermaßen festlegen: ich bin in erster Linie Volksmusikant, dass beherrsche ich ganz gut. Das andere hat mit meiner Neugier zu tun. Als ich in Amerika war, habe ich gehört, wie sie Jazz und Dixieland spielen, da wollte ich es selbst auch probieren. Bei der Klassik ist es ähnlich. Da studiere ich sogar Komposition auf dem Konservatorium, weil es mich einfach interessiert. Ich wollte wissen, wie man anfängt, wenn man ein neues Stück schreibt. Ich kann nicht einfach nur Noten schreiben, sondern brauche ein Konzept. Das ist die Quintessenz, die ich herausgefunden habe. Wenn Du ein Stück schreibst, musst Du wie ein Architekt zunächst einen Plan schreiben, und Dir überlegen – wie schreibe ich diesen Teil, den nächsten Teil und wie schreibe ich den Ton – einfach ein Konzept.
Herbert Pixner, auch eine Größe der Musikbranche, bezeichnet Dich als Vorbild. Was glaubst Du, ist die Besonderheit, die Du ihm weitergegeben hast?
Er war im Konservatorium sogar Schüler von mir. Wir haben aber auch vorher schon immer wieder mal zusammen musiziert. Bereits, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, ist bei uns Beiden sofort der Funke übergesprungen. Wir spürten, dass wir gleich ticken, wir haben die gleichen Interessen und die gleichen Ansichten. Er hat mit seiner musikalischen Schiene sehr viel erreicht. Ich gratuliere ihm von ganzem Herzen. Und die Volksmusik beherrscht er sowieso, da kommt er her.
Du studierst Komposition in der Klassik und hast bereits eine 20 min. Oper komponiert. Was ist für Dich der Reiz und die Herausforderung?
Der Reiz und die Herausforderung sind, dass ich wissen wollte, wie geht man das an. Und dann haben wir sehr viele Analysen von großartigen Meistern früherer Zeiten (Stravinsky, Bèla Bartòk und wie sie alle heißen) gemacht. Von diesen großen Meistern kann man sehr viel lernen. Und ich bin nicht der Neutöner, der komplett schräge Sachen macht. Ich schreibe für normale Instrumente und so, dass man es halbwegs hören kann.
Hast Du schon daran gedacht, Dein musikalisches Wissen und Können in Büchern weiterzugeben?
Nein, daran habe ich noch nicht gedacht. Das werde ich auch der Nachwelt ersparen. Ich schreibe gerne Noten, aber keine Bücher.
Du hast drei Kinder – sind sie alle musikalisch?
Ja, sind sie schon. Tochter Anna war eine hervorragende Sängerin und hat auch Gitarrenunterricht genommen, der Severin hat die Tonmeister – Ausbildung abgeschlossen und jetzt macht er noch die Ausbildung zum Musiklehrer. Und der Jüngere, der Valentin ist 20, der hat auch ein paar Jahre Klavier gelernt, aber momentan hat er mehr Fußball im Kopf. Aber er ist sehr, sehr talentiert.
Gibt es noch eine musikalische Herausforderung, die Dich reizen würde?
Ja! Und zwar liegt im Keller in der Ecke ein Koffer mit einer Geige. Die habe ich vor ungefähr 20 Jahren einmal von einem Kirchenchor geschenkt bekommen. Jetzt habe ich sie in Besitz und habe sie auch von einem Geigenbauer restaurieren lassen. Im Hinterkopf schwebt mir immer noch vor, dass ich einmal so weit sein möchte, dass ich ein paar Zillertaler Landler oder Geigenmusi – Stücke spielen kann. Das wäre so ein Fernziel. Es ist eine Philosophie von mir, dass ich mir gerne Ziele stecke. Dies ist mir sehr wichtig, denn so wird mir nie langweilig, weil ich immer eine Aufgabe habe.
Wenn Du nicht in Sachen Musik unterwegs bist, womit verbringst Du gerne Deine Freizeit?
Mir macht Sport großen Spaß, mir macht Geselligkeit großen Spaß. Deshalb bin ich auch viel im Gasthaus. Und – ich steh auch dazu, wenn wir plaudern, trinke ich gerne ein Glas Wein oder auch ein Glas Bier dazu.
Vielen Dank, lieber Franz Posch für Deine Zeit und das interessante Interview. Wir freuen uns schon auf die nächste „Liabste Weis“ am Heiligen Abend.
In Kooperation mit McDonald’s Leoben