Lukas Korditsch ist 23 Jahre alt und als DJ unter dem Namen WIDENOIZE bekannt. Er studiert zur Zeit Mediendesign im Fernstudium an einer deutschen Hochschule. Zum DJing ist er fast durch Zufall gekommen. Ursprünglich hat er vor über sechs Jahren mit zwei Freunden angefangen, Musik zu produzieren. Eines Tages veranstaltete Stagefox Event Solutions einen DJ-Contest, bei dem ein guter Freund von ihm gewann. Da er nicht allein auflegen wollte, nahm er Lukas mit, und so kam er durch Zufall zu seinem ersten „Gig“.
DJ Lukas Korditsch gab STORI ein interessantes Interview über seinen Werdegang:
Welche Bedeutung hat das DJ-Sein für dich persönlich, und was fasziniert dich daran?
Am DJ-Sein fasziniert mich die Vielfältigkeit und das kreative Ausleben. Man kann jeden Gig anders gestalten, verschiedene Songs miteinander kombinieren – die kreative Freiheit beim Auflegen ist nahezu unendlich, und man hat nie ausgelernt. Außerdem kann man durch die Musik Emotionen übertragen und das Publikum auf eine Reise mitnehmen.
Wie würdest du den Weg beschreiben, den du von deinem Kinderzimmer bis hin zu Diskotheken und Open-Air-Veranstaltungen zurückgelegt hast?
Mein Weg war sehr untypisch für DJs, da ich schnell zu größeren Gigs kam. Da mein Start mitten in der Corona-Pandemie lag, war das Ende dieser, der perfekte Zeitpunkt, um direkt durchzustarten.
Welche Herausforderungen hast du während deiner DJ-Karriere überwunden, und was waren deine größten Erfolge?
Ein großes Learning war es, das zu spielen, was die Besucher hören wollen, und nicht nur das, was ich selbst gerne mag. Natürlich überschneidet sich das oft, aber manchmal muss man auch Songs spielen, die einem selbst nicht gefallen, aber gut bei den Leuten ankommen. Das sogenannte „Lesen der Crowd“ ist dabei essenziell. Mein größter Erfolg war mein Gig bei der Summer Edition vor über 1000 Leuten. Auf Soundcloud habe ich mit meinen eigenen Tracks und Remixen bereits über 100.000 Plays erreicht, was ebenfalls ein großer Meilenstein für mich ist.
Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Fähigkeiten und Eigenschaften, die man als DJ mitbringen sollte?
Das Lesen der Crowd ist eine der wichtigsten Fähigkeiten eines guten DJs. Ebenso wichtig sind charakterliche Eigenschaften wie Durchhaltevermögen. DJ zu sein ist nicht sehr schwer, die grundlegenden Techniken kann man schnell lernen. Ein guter DJ zu werden ist jedoch anspruchsvoller und zeitintensiver, da man immer etwas Neues lernen und sich weiterentwickeln muss.
Gibt es spezielle Techniken oder Tricks, die du dir im Laufe der Zeit beigebracht hast und die deinen Stil ausmachen?
Mein Spielstil ist sehr standardmäßig. Natürlich beherrsche ich Techniken wie Beatmatching und Scratching, aber ich identifiziere mich mehr über die Musikauswahl als über spezielle Techniken.
Welche musikalischen Einflüsse inspirieren dich bei deinen Sets am meisten?
Am liebsten spiele ich Bass House und Drum and Bass. Ich lasse mich oft von Artists wie Knock2, Cheyenne Giles, Hedex und Andromedik inspirieren. Als DJ meiner Größe ist es jedoch wichtig, alles zu beherrschen, da man oft die ganze Nacht spielt und die Besucher bei Laune halten muss.
Was liebst du besonders daran, als DJ in Diskotheken und auf Open-Air-Veranstaltungen aufzutreten?
Das Schönste ist, zu wissen, dass ich beeinflussen kann, mit welchen Gefühlen die Besucher nach Hause gehen. Besonders glücklich macht es mich, wenn ich neue eigene Songs ausprobiere und diese gut ankommen, denn dann weiß ich, dass sich die stundenlange Arbeit im Studio auszahlt.
Hast du besondere Vorbereitungsrituale, bevor du vor einem Publikum auflegst?
Eigentlich habe ich keine besonderen Rituale. Mir ist es allerdings sehr wichtig, ein gutes Outfit anzuhaben, aber das würde ich nicht als Ritual bezeichnen.
Wie schaffst du es, eine Verbindung zu deinem Publikum herzustellen und eine positive Stimmung zu verbreiten?
Mir ist es wichtig, meine Sets so aufzubauen, dass ich das Publikum auf eine Reise mitnehmen kann. Es ist entscheidend, Spannung aufzubauen und dann mit energetischen Drops das Publikum zu fesseln. Außerdem ist es wichtig, gut am Mikrofon zu sein, was ich noch lerne, um meine Stimmlage und meinen Stil zu finden.
Gibt es einen bestimmten Gig oder ein Event, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Besonders in Erinnerung wird mir immer mein erstes Mal im Discozelt beim Zeltfest Mürzhofen bleiben. Dort war ich als Warmup-Act gebucht und habe anfangs nicht viel erwartet. Doch das Zelt war innerhalb von 15 Minuten komplett voll mit über 800 Besuchern, und das drei Tage hintereinander. Das war mein erster größerer Gig außerhalb von Clubs, also auf einem Event.
Welches Genre macht dir persönlich am meisten Spaß zu spielen, und gibt es auch Genres, mit denen du weniger vertraut bist?
Am meisten Spaß macht mir House, vor allem Bass House, das ist auch das Genre, das ich hauptsächlich produziere. Auch Drum and Bass spiele ich sehr gerne. Am wenigsten vertraut bin ich mit Genres wie Schlager oder Ballermann, weil ich mich damit nicht identifizieren kann. Auf Dorffesten höre ich das hin und wieder, aber auflegen würde ich diese Musikrichtung nie.
Welchen Rat würdest du jemandem geben, der darüber nachdenkt, selbst DJ zu werden?
Dranbleiben und nicht aufgeben! Man bekommt als DJ immer wieder Rückschläge, und es ist ein hartes Business. Ich bin aber überzeugt, wenn man etwas wirklich will und durchzieht, dann wird es auch funktionieren. Man sollte auch kleine Gigs annehmen, um Erfahrung zu sammeln. Erfahrung ist einer der wichtigsten Punkte als DJ, und diesen Punkt kann man nicht abkürzen. Also immer dranbleiben und nie aufhören, dazuzulernen.
Wie gehst du mit Kritik oder Feedback um, das du von deinem Publikum erhältst?
Unterschiedlich, es ist oft schwierig, Kritik und Hate zu unterscheiden. Ernst gemeinte Kritik nehme ich mir immer zu Herzen, denn die Leute im Publikum entscheiden, ob sie mich als DJ gut finden oder nicht. Feedback ist wichtig und sollte ernst genommen werden. Indirektes Feedback während Auftritten, wie eine leere Tanzfläche, zeigt mir, dass ich etwas ändern muss.
Wie sieht dein kreativer Prozess aus, wenn du neue Tracks und Mixe zusammenstellst?
Sehr unterschiedlich. Meist setze ich mich einfach an den PC und produziere drauf los. Oft entsteht nur ein Drop oder ein Drumloop, manchmal auch ein fertiger Track in wenigen Stunden. Ich habe gelernt, nicht an Kleinigkeiten festzuhängen und diese lieber am Schluss zu machen. Manchmal bin ich zu perfektionistisch, da muss ich noch lernen, einen Track einfach fertigzustellen.
Welche technischen Aspekte sind für einen DJ besonders wichtig, und wie bleibst du in puncto Ausrüstung auf dem neuesten Stand?
Technisch wichtig ist es, einen PC oder Laptop zu haben, um Tracks zu downloaden. Ein gewisses Taktgefühl ist notwendig für gute Übergänge. Ansonsten reicht ein günstiger DJ-Controller, um zu starten. Ein guter DJ muss wissen, wann welche Art von Song gespielt werden sollte. Das sogenannte Crowd-Lesen ist unumgänglich. Bezüglich technischer Ausrüstung haben die meisten Clubs High-End-Mischpulte. Ich hatte von Anfang an das Glück, von Stagefox Event Solutions unterstützt zu werden, wofür ich sehr dankbar bin.
In der Musikindustrie gibt es oft stereotype Vorstellungen von DJs. Wie gehst du mit solchen Vorurteilen um?
Mit Stereotypen habe ich eigentlich nie zu kämpfen. Ich blende solche Sachen aus und weiß mittlerweile, wie es in der Branche ist. Innerhalb der Branche gibt es kaum Stereotypen gegenüber DJs. Sollte doch jemand meinen, dass alle DJs einem gewissen Stereotyp entsprechen, überzeuge ich sie gerne vom Gegenteil.
Hast du noch andere musikalische Projekte oder Interessen neben dem DJing?
Wie bereits erwähnt, verbringe ich viel Zeit damit, eigene Musik zu produzieren. Das sehe ich in engem Zusammenhang mit dem Beruf als DJ, da ich auch über die Musikproduktion zum Auflegen gekommen bin.
Wie sieht dein Alltag als DJ aus, und wie schaffst du es, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen?
Durch mein Fernstudium habe ich viel Zeit, um als DJ zu agieren. Ich plane meine Prüfungen und Projekte im Studium so, dass sie nicht mit dem DJ-Sein kollidieren. Unter der Woche konzentriere ich mich auf das Studium, am Wochenende auf das Auflegen. Auch für private Unternehmungen bleibt genügend Zeit. Als DJ muss man allerdings auch Marketing, Social Media, Grafiken und Fotos teilweise selbst machen. Es ist eine 24/7-Beschäftigung, die ich aber mit Herzblut ausübe. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mich unterstützen.
Abschließend: Was sind deine Pläne und Ziele für die Zukunft als DJ WIDENOIZE?
Mein größtes Ziel ist es, vom Standard-DJ zum Artist zu werden und mit meiner eigenen Musik Menschen zu erreichen. Ich möchte, dass Leute kommen, um mich als Artist performen zu sehen und meine Musik zu hören. Das ist ein hochgestecktes Ziel, aber ich werde nie auf.
Danke Lukas für das sehr interessante Interview.
In Kooperation mit McDonald’s Leoben