Am 29.04.2021 startete das 7. Energiecamp der Holzwelt Murau. Hanno Settele, ORF-Journalist, war einer der hochkarätigen Speaker und gab im Hintergrundgespräch Einblicke zu seiner Dokumentation „Kann denn Reisen Sünde sein?“ und was sich seither für ihn geändert hat.
Der DOK1-Film „Kann denn Reisen Sünde sein?“ entstand vor Corona und beschäftigte sich mit der Herausforderung des „overtourism“. Ein Jahr später stehen wir vor neuen Herausforderungen – der Personenverkehr ist zu 90% zurück gegangen. Beim Energiecamp der Holzwelt Murau erscheint die Dokumentation von Hanno Settele also in einem völlig neuen Licht. Reisen hat sich verändert – auch für Hanno Settele und seine Familie: „Wir haben das im Familienverband beschlossen, dass wir diese Flüge für € 29/39 einfach nicht machen. Wir suchen aber auch nicht extra nach teuren Ersatzflügen – sondern haben uns geeinigt, dass wir nur noch einmal im Jahr auf Urlaub fahren. Aber eben nicht nach Mexiko, sondern innerhalb Europas. Sogar unser 13-Jähriger hat mitgezogen, was mich überrascht und gefreut hat.“.
Auch Kurztrips kommen für ihn nicht in Frage: „Das ist auch ein Problem – ich muss nicht für 1-2 Tage nach Dublin fliegen, damit ich in ein Pub gehen und dann behaupten kann, dass ich da schon mal war.“ Der Weg das Reisen klimafreundlicher zu machen, müsse aus einem Maßnahmen-Mix bestehen: Einerseits geht es um Aufklärung, aber auch um die Regulierung über den Preis. Dabei darf nicht vergessen werden, dass ein Urlaub für die 4-köpfige Familie trotzdem noch drin sein muss. Man soll also nicht plötzlich 900 € für den 29-Euro-Flug verlangen. Ein Mittelweg muss her. „Trotzdem“, mahnt Hanno Settele „müssen wir vorsichtig sein mit vorschnellen und vermeintlich einfachen Lösungen für ein so komplexes Thema. Es darf nicht sein, dass Familien wegen ihrem Jahresurlaub ein schlechtes Gewissen bekommen. Man kann nicht die ‚Probleme der Welt‘ so plakativ an einem Thema festmachen, nur weil es einfach und greifbar ist. Der weltweite Tourismus verursacht zwar 8% der Treibhausgas-Emissionen, wir müssen aber auch über die restlichen 92% nachdenken.“
Hanno Settele, ORF-Journalist sagt, nomalaweiße komme er mit dem Zug zu seinen Terminen. Aber weil wir jetzt Corona haben, sei er mit dem Auto nach Murau gefahren.
Das Potenzial liegt also in der Ökologisierung des gesamten Wirtschaftssystems. Dass das die Politik vor eine enorme Herausforderung stellt, weiß auch Herr Settele: „Deswegen bin ich froh, dass ich in keiner politischen Funktion bin – deshalb hab ich vermutlich leicht reden.“
Was vom ersten Tag des Energiecamps jedenfalls bleibt, ist ein neuer Blick auf das eigene Verhalten. Welchen Verlauf der Klimawandel nimmt und in welcher Geschwindigkeit können wir mit bewussten Entscheidungen beeinflussen. Für uns, aber vor allem für nachfolgende Generationen.
Text Natalie Hoffmann
In Kooperation mit McDonald’s Leoben